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11.01.2023

Vom Wirtschaftspolitikum zum Traditionsfest: Die Geschichte des Leonberger Pferdemarkts

Die Jahreszahl 1684 kennt jede Leonbergerin und jeder Leonberger. Schließlich ist es das Jahr, in dem der erste "Rossmärkt", später Pferdemarkt, in Leonberg stattfand. Doch wie kam es eigentlich zu dem Traditionsfest in der Engelbergstadt? 

Pferdehandel auf dem Marktplatz

Pferdehandel auf dem Marktplatz

 

Teil 1 der Serie zum Pferdemarkt

Die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges (1618-1648) waren im deutschen Südwesten noch überall zu spüren. Leonbergs ungünstige Lage abseits der großen Handelsstraßen hemmte die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Deshalb spielte der Handel zu dieser Zeit keine bedeutende Rolle. Kaum eine Bürgerin oder ein Bürger fand allein im Handwerk sein Auskommen, fast alle betrieben nebenher noch Landwirtschaft. Um die Wirtschaft anzukurbeln, setzten sich Bürgerinnen und Bürger für einen zweiten Jahrmarkt in Leonberg ein. Gericht und Räte waren zunächst nicht überzeugt, weil sie ein Minusgeschäft befürchteten. Herzog Friedrich Karl genehmigte den Jahrmarkt mit Ross- und Viehmarkt am Ende doch.

In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich der Pferdemarkt, bei dem zunächst hauptsächlich Arbeitstiere feilgeboten und getauscht wurden, zu einem überregionalen Ereignis. 1768 besucht Herzog Karl Eugen den Markt. Sein Adjutant hält dieses Ereignis im Tagebuch fest. Das Tagebuch wird 1911 veröffentlicht, der Eintrag gilt als Ersterwähnung und führt zur Jubiläumsfeier 1920.

1849 sind es schon mindestens 200 Pferde, die in Leonberg verkauft werden. Bis zum Ersten Weltkrieg werden 500 bis 700 Pferde zum Markt gebracht. In Spitzenjahren sind es über 1.000 Tiere. Ab 1880 tauchen auch Pferdemetzger auf. Im Jahr 1871 wird der Pferdemarkt endgültig auf den zweiten Dienstag im Februar gelegt. Kurz darauf gehört auch ein Hundemarkt zum festen Bestandteil des Markts. 

Erste Prämierungen

Als der württembergische Kronprinz Herzog Albrecht 1914 den Pferdemarkt besucht, werden erstmals Pferde ausgezeichnet. Sechs Jahre später, 1920, wird das 150-jährige Jubiläum begangen. Das Plakat mit Ross und Bauer ist bis heute das tragende Motiv des Leonberger Pferdemarkts. Daraufhin wird der Markt um verschiedene Attraktionen erweitert, die heute noch Bestandteil des Fests sind: Reitervorführungen, Karussell, Festzug, und die Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen.

Mit der Zeit nimmt der Handel auf dem Pferdemarkt ab, das Rahmenprogramm gewinnt an Bedeutung und das Fest wird auf drei Tage ausgeweitet. Das neu angelegte Ausstellungs- und Festgelände an der Steinstraße und das Reiterstadion zeugen vom Wandel. 

Handel bleibt dem Fest erhalten

Damit der Pferdehandel aber nicht vollends verschwindet, wird eine Aufwandsentschädigung etabliert. Statt wie 1973 zehn Pferde, stehen nun wieder bis zu 100 Pferde zum Verkauf auf dem Marktplatz.

Seit 2011 dauert der Leonberger Pferdemarkt fünf Tage. Neben dem obligatorischen Rossmarkt in der Altstadt umfasst das Fest heute ein mehrtägiges Rahmenprogramm mit Fachtagung, Seminaren und reitsportlichen Events. Mit den Ansteckern "I mog d’r Leonberger Rossmärkt" leisten Besucherinnen und Besucher einen kleinen finanziellen Beitrag zum Traditionsfest.