Sich im öffentlichen Raum begegnen, soll in der "Stadt für Morgen" für alle möglich sein. Beim Fachforum "Begegnung und Miteinander" am Mittwoch, 17. Januar, war die Neugestaltung des öffentlichen Raums Thema. Fachvorträge lieferten Input, konkrete Vorschläge hatten die Besucherinnen und Besucher.
Fachforum "Begegnung und Miteinander" am Mittwoch, 17. Januar 2024. | © Leila Fendrich
Es war fast jeder Platz besetzt im kleinen Saal der Leonberger Stadthalle. Rund 100 Personen sind gekommen, um über den öffentlichen Raum in Leonberg zu diskutieren und sich zu informieren. Die Kernfrage des Abends: wie kann öffentlicher Raum genutzt werden, damit sich Menschen begegnen und dort aufhalten können? Oberbürgermeister Martin Georg Cohn begrüßte am Mittwochabend, 17. Januar, die Gäste mit einem Grußwort.
Auch Vereine und Institutionen waren an diesem Abend vertreten. Im Foyer der Stadthalle haben zum Beispiel Atrio Leonberg, die Quartiere Leo-Mitte und Höfingen und die Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg Stände mit Infotafeln aufgebaut. Sie sind interaktiv gestaltet, Besucherinnen und Besucher sollen ihre Meinungen und Ideen mitteilen.
Bevor aber die offene Diskussion begann, lieferten drei Vorträge Input zum Thema Miteinander in einer Stadt. Vera Völker-Jenssen von der Stadtberatung Dr. Sven Fries erklärte, dass öffentlicher Raum oft ein Transit-Raum sei, der genutzt wird, um von A nach B zu kommen. Gleichzeitig sei öffentlicher Raum aber auch sozialer Raum, er könne auch als "Bindekitt der Gesellschaft gesehen werden, der Begegnungen ermöglicht. Denn "Begegnung braucht Räume, Räume brauchen Begegnung", so Völker-Jenssen. Die Rednerin wies auch darauf hin, dass nicht jede Maßnahme eine langfristige sein müsse. Auch kurzfristige Perspektiven können die Wahrnehmung öffentlicher Räume beeinflussen. So werden "Un-Orte" zu schönen Orten.
Dr. Valerie Rehle von der Technischen Hochschule Stuttgart lieferte eine für viele neue Perspektive: Wie (anders) Menschen mit Demenz eine Stadt wahrnehmen. Demenz habe einen Raumbezug, erläutert Rehle. Oft orientieren sich demente Personen an markanten Orten. Da etwa zwei Drittel der Betroffenen zu Hause leben, sei der Bezug zur Nachbarschaft umso wichtiger, sie wird zum Lebensmittelpunkt. Damit also Menschen mit Demenz teilhaben können, müssten Orte und öffentlicher Raum fußläufig erreichbar sein. Hinzu kommt, dass es Orte braucht, an denen kein Konsumzwang herrscht, wo man keinen Kaffee bestellen muss, um sitzen oder die Toilette benutzen zu können.
Einen Stadtspaziergang hat Dr. Kornelius Knapp gemacht. Er wohnt in Leonberg, ist Teil von Atrio Leonberg und Sozialvorstand des Diakonischen Werks Württemberg. In seinem Vortrag zeigte er, wo Menschen mit Einschränkungen in Leonberg an ihre Grenzen stoßen, etwa mit einem Kinderwagen, mit dem Rollator oder mit einer Sehbehinderung. In einer inklusiven Stadt sollen alle sicher mobil sein. Eine Straßenquerung müsse für alle verständlich und auch in angemessener Zeit möglich sein. Bänke, Schatten und die richtige Beleuchtung vermitteln Aufenthaltsqualität. Menschen können im öffentlichen Raum in Kontakt treten. Eine inklusive Gestaltung überträgt öffentlichem Raum eine neue Rolle: Er wird Träger von Erinnerungen an schöne Erlebnisse. Als Beispiel nannte Knapp das inklusive Straßenkunstfestival, genannt Straku, das im Sommer 2023 auf den Straßen der Altstadt stattfand.
Im Anschluss an die Vorträge waren alle Besucherinnen und Besucher des Fachforums eingeladen, ihre Gedanken und Ideen im Gespräch einzubringen. Im Foyer schrieben sie ihre Vorschläge auf bunte Papiere, markierten auf Stadtplänen ihre Aufenthaltsorte und kreierten so eine neue Wahrnehmung öffentlichen Raums in Leonberg.